Ortsmonographie Kolimbari. Die Einleitung
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m Zentrum des Mittelmeers zwischen Asien, Afrika und dem europäischen Festland liegt die Insel Kreta. Ihre einzigartige Schönheit beeindruckt die Besucher; nur an wenigen Orten der Welt finden wir eine so vielfältige Fauna und Flora. Kreta ist durch seine bedeutende Geschichte und seinen Beitrag zur Weltkultur berühmt.
Denn um etwa 1800 v Chr begann das aussergewöhnliche kulturelle Aufblühen einer Hochkultur, die an Bedeutung mit der Ägyptens und des Nahen Ostens zu vergleichen ist. Diese kretisch – minoische Kultur hat für die nachfolgenden Griechen in dem reichen Sagenschatz gelebt, der sich um das Labyrinth des Minotaurus, die Befreiung Kretas durch Theseus und den Faden der Ariadne knüpfte.
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n der kretischen Stadt Gortina / Gortyns, einst Hauptstadt der römischen Provinz Creta et Cyrenaika, wuchs die Platane, unter welcher der Göttervater Zeus die phönizische Königstochter Europa liebte. Zuvor hatte er sie in der Gestalt eines Stiers nach Kreta entführt. Der Europa – Mythos wurde zum Thema der gesamten europäischen Kunstgeschichte. Heute stellt er nicht von ungefähr das Sujet der griechischen Zwei – Euro – Münzen dar. Europa begann in Kreta!
Zeus erblickte Europa, die Tochter (oder Schwester) des phönizischen Königs Phoinix, als sie am Gestade des Meeres Blumen pflückte. Er kam zu ihr in Gestalt eines Stiers und entführe sie.
Der Stier war kein gewöhnliches Tier. Es muss von ihm ein besonderer Zauber ausgegangen sein; denn Europa setzte sich willig auf seinen Rücken und ließ sich über das Meer nach Kreta führen, wo er sich mit ihr vereinigte.
In dieser Geschichte ist mit Zeus wohl der kretische Sonnengott gemeint.
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ie natürliche Trennung der europäischen und asiatischen Landmassen durch die Ägäis führte schon in frühen Zeiten zur Unterscheidung Asiens von Europa. Zuerst erschlossen die Phönizier und dann parallel zu diesen Minoer und Griechen durch Kolonien und Handel europäische Küstenstriche. Unter der Bezeichnung ‚Minoische Kultur´ entwickelte sich in Kreta die erste europäische Hochkultur, die durch den Stierkult besonders geprägt war. Der Göttervater Zeus selber galt als der `in Kreta Geborene´. Noch heute ist die Gratwanderung in der Welt zwischen der Mythologie und der belegten Geschichte faszinierend. Es ist durchaus verständlich, dass sich auch die Literatur an dieses Motiv hält. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang der österreichische zeitgenössische Autor Michael Köhlmeier, der die uralte Tradition der Überlieferung durch mündliches Erzählen wiederbelebt hat.
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m kretischen Nordwesten gibt es ein Dorf mit dem Namen Kolimbari, welches heute als Mittelpunkt und Namensgeber der munizipalen Gemeinde Kolimbari 17 ehemalige Dorfgemeinden umfasst, und zwar Afrata, Vasilopoulo, Vouves, Glossa, Deliana, Drakona, Episkopi, Zimvragou, Kalidonia, Kamisiana, Kafes, Kolimbari, Nochia, Panethimos, Ravdoucha, Rodopou und Spilia.
Dieses Kolimbari mit gut 5000 Einwohnern hat jene Größenordnung, auch im Verhältnis zum Tourismus, die ihm das Prädikat ´Heimat` zu Recht zuordnet. Der Charakter des Ortes ist noch griechisch, die touristischen Einrichtungen halten sich in einem zumutbaren Ausmaß.
Wie Kolimbari im Allgemeinen und dessen ältester Ortsteil Gribiliana im Besonderen die hochinteressante kretische Geschichte von Anfang an erlebte, soll Teil dieser Abhandlung sein. Über kretische Geschichte liegen zahlreiche bedeutende Werke vor; über die örtliche Gemeinschaft unseres Kolimbari kaum, und gerade deshalb interessiert uns Kolimbari
im Rahmen des größeren Ganzen, wenngleich unserer Ort durch weite Perioden am Rande der zentralen Ereignisse lag.

Alter Hafen von Kolimbari.