Ortsmonographie Kolimbari, zur Zeit der Minoer
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m Anschluss an die neolithische Periode treffen wir aufgrund der Ausgrabungen auf die minoische Kultur, von der wir vor dem 20. Jhdt. fast nichts wussten, obwohl wir es mit der wichtigsten Kultur der Bronzezeit auf griechischem Boden zu tun hatten. Wenn sich diese minoische Kultur auch durchwegs in einem Konnex zur Kultur des Nahen Ostens entwickelt hat, so müssen wir dennoch die Existenz einer eigenständigen Entwicklung in Kreta berücksichtigen.
Wenn auch die großen Zentren der minoischen Kultur, in welcher die Frau einen später kaum wieder erreichten Stellenwert hatte, im zentralen und östliche Teil Kretas lagen, so ist nicht zu übersehen, dass auch im Westen diese Kultur blühte. Chania (Kydonia) kann daher durchaus als eine Stadt angesehen, die seit über 4000 Jahren ständig besiedelt ist.
Auf der Karte des minoischen Kreta ist aber auch Kolimbari erwähnt, auf dessen ältestem Ortsteil Gribiliana minoische Funde zu verzeichnen sind. Gerade gegen das Ende der Minoerherschaft, etwa nach 1400 entwickelten sich im Westen Kretas bekannt gewordene Zentren, zu denen auch Gribiliana gehörte.
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us dem 12. vorchristlichen Jahrhundert sind uns bei der Kapelle Agia Irini in Gribiliana Siedlungsreste überliefert.
Es verdichten sich übrigens immer mehr die Vermutungen, dass der Ort Minothiana seinen Namen nicht aufgrund einer historisierenden Mode bekommen hat, sondern dass hier durchaus Hinweise auf die minoische Zeit vorhanden sind.
Unterschiedlich sind die wissenschaftlichen Meinungen über Polichna auf dem Hügel von Agia Irini in Gribiliana. Polichna wird vom altgriechischen Historiker Herodot (VII,170) in einem sehr interessanten Zusammenhang erwähnt, der allerdings eine mythologische Vorgeschichte hat:
Als der kretische König Minos von der Flucht des Dädalus nach Sizilien erfuhr, brach er mit einer Flotte zu einem Rachefeldzug auf. Er betrat bei Eraclea Minoa sizilianischen Boden und forderte vom wahrscheinlich in Caltabellotta residierenden Sikanerkönig Kokalos die Herausgabe des Flüchtlings, wurde aber nach scheinheilig – freundlichem Empfang von den Königstöchtern im heissen Bad umgebracht. Diese wollten Dädalus wegen seiner hervorragenden Fähigkeit Schmuck herzustellen retten. Als Griechen im 6 Jhdt v Chr in der Nähe Akragas (Agrigent) gründeten, fanden sie die Grabanlage des Minos und überführten dessen Gebeine nach Kreta. Der historischer Hintergrund ist der, dass Minos bei einer Expedition nach Sizilien den Tod gefunden hat.
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llgemein ist bekannt, wie der begabte Konstrukteur Dädalus und sein Sohn Ikarus mit aus Federn und Wachs bestehenden Fluggestell vom Hof des kretischen Königs Minos flohen. Ikaros stürzte allerdings in der Gegend der Insel Ikaria ab, weil die Sonne durch sein zu hohes Fliegen das Wachs zum Schmelzen brachte und dadurch die Halterung für die Federn zerstört wurde. Dädalos flog allerdings in geringerer Höhe nach Sizilien weiter, wo ihn König Kokalos in seiner Residenz mit zahlreichen
Aufträgen eindeckte.
Die Zeit dieser Vorgänge lässt sich in etwa bestimmen, wenn man betrachtet, dass nach Minos Deukalion König des Minoerreiches wurde. Dem folgte Carträus, der aus einem Irrtum heraus von seinem eigenen Sohn getötet wurde. Nun regierte Deukalions Sohn Idhumeneus gemeinsam Kreta.
Wir kennen ihn aus der Sage des trojanischen Krieges, an dem er mit
einem Flottenverband von 80 Schiffen auf Seiten der Achäer teilnahm. Mit ihm, der nachher aufgrund von Konflikten mit den Kretern nach Sizilien ausgewandert war und dort gestorben ist, ging auch das kretische Königstum zu Ende.
Und nun wenden wir uns wieder an den Historiker Herodot: Denn als einzige Kreter haben sich am Zug gegen Sizilien um den Tod des Minos zu rächen die minoischen Bevölkerungsreste (Eteokreter) und die Einwohner von Polichna nicht beteiligt.
Einige schließen daraus, dass diese zwei Gemeinschaften zu einem anderen, von den übrigen Kretern verschiedenen Stamm gehörten. Man erblickt darin auch die Ursache der permanente Feindseligkeit zwischen Polichna/Gribiliana und Kydonia/Chania und letztlich auch der Zerstörung von Polichna.
Der Palast von Knossos.
Der Palast von Knossos gehört zu den Highlights auf Kreta.
Zimmer der Königin und die Fresken der Delphine
Zimmer der Königin und die Fresken der Delphine